Nun ist sie also wieder da, die doofe, dunkle, kalte, lange Jahreszeit.
Ich jedenfalls finde sie doof, eben weil sie dunkel ist und kalt. Und lang.
Es gereicht ihr halt einfach nicht zum Vorteil, dass sie auf die schöne, helle, warme Zeit des Jahres folgt. Und ihre kurze, eigentlich ja noch recht herrlich blauhimmlige, buntbaumige Anfangsphase reißt da in meinen Augen insgesamt so richtig viel auch nicht raus.
Denn viel zu bald darauf heißt es dann für die folgenden Monate, stets zu viele Klamotten tragen und dennoch ständig mit krampfig hochgezogenen Schultern umherziehen zu müssen. In der Folge zwingt man sich dazu, nicht permanent über grauen Himmel, Regen, Schneematsch und rotgefrorene Nasen zu wettern (!), nur um nicht komplett bescheuert zu werden vor lauter Kaltjahreszeitsabscheu.
Vor dem Rausgehen wird widerwillig einmal breit gegrinst, damit in der einzufrierenden Visage wenigstens die Mundwinkel nach oben zeigen. Nach dem Draußensein wird noch minutenlang nachgebibbert, selbst wenn drinnen bestens geheizt ist. Es geht hier ums Prinzip. Und in der Zwischenzeit, also draußen, versucht man sich immerzu, aber vergeblich vorzustellen, wie großartig sich die Sommersonne auf dem halbnackten Leib angefühlt hat.
Der Herbst und der Winter sind die Doofen für mich.
Aber sie können beide nichts dafür. Es hat sie bestimmt nie jemand gefragt, wie sie gern sein würden. Irgendeiner musste den Job halt übernehmen, und es steht nicht in ihrer Macht, sich zu ändern.
Es steht ebensowenig in meiner Macht, sie zu ändern.
Jedoch ich kann mich ändern. Oder wenigstens meine Sicht der Dinge. Bin ich eh gerade dabei, da kann ich das also sicher auch noch mit reinquetschen.
Und so soll es dann sein!
Ich werde den beiden möglichst freundlich entgegenzutreten versuchen. Vielleicht sogar freudig. Ihre negativen, nicht änderbaren Eigenschaften hinnehmen und bewusster die positiven beäugen. Und ihre Möglichkeiten ähnlich angenehm besetzen wie die der sonnigeren Monate.
Schneeballschlacht statt Tischtennis.
Kuscheln bei Kerzenschein drinnen statt am Lagerfeuer draußen.
Auf der Stelle hüpfen statt unter den Rasensprenger springen.
Adventslichter gucken statt Straßenmusikern lauschen.
Mit Glühwein aufwärmen statt mit Bier abkühlen.
Das ist ein Anfang. Finde ich.
Es wird nicht über Nacht funktionieren. Und es wird vereinzelt Rückschläge geben. Aber der Wille ist vorhanden, und es wäre ja wohl gelacht, wenn mir das Vorhaben nicht gelänge!