Bin ich eigentlich glücklich?

Es fragt mich ja nur sehr selten jemand danach, ob ich denn glücklich sei. Noch seltener fragt jemand danach mit der Erwartung einer wahrheitsgetreuen Antwort. Oder ich unterstelle dann gern, dass dies nicht der Fall ist.

Also antworte ich auf diese eben recht selten gestellte Frage zumeist mit einem entschieden klingenden „Ja.“
Ein wenig Bauchweh dabei, weil total unreflektiert, aber schön abgehakt, nächstes Thema.

In Einzelfällen, das kommt dann schon sehr auf meine eigene Wertschätzung des Fragestellers an und mein Bauchgefühl, wie sehr denjenigen eine wahrheitsnahe Antwort interessieren dürfte, erwidere ich auch schon mal „Mhhhm, ja schon.“ oder „Ach doch.“
Auch abgehakt, mit ein wenig mehr Bauchweh zwar und mehr Restzweifeln für das Gegenüber, aber doch irgendwie, wenn auch nicht sehr ehrlich, abschließend beantwortet.

Beinahe niemals kommt es vor, dass ich an dieser Stelle wirklich damit rausrücke, ob oder wie glücklich ich derzeit gerade bin. Nicht nur, um das Thema abhaken und langen Berichten darüber ausweichen zu können, ob und was gerade alles rund oder eben nicht so rund läuft, sondern auch und nicht zuletzt, weil ich es im Grunde selbst nur ganz selten so richtig einzuschätzen weiß.

Klar, es gibt diese raren Momente, da passt einfach vieles oder sogar alles. Da hat man dieses echte, tiefe Gefühl, gerade tatsächlich glücklich zu sein. Aber das sind halt rare Momente, die gehen vorbei, die sind genieß-, aber nicht konservierbar. Außer in Gedanken vielleicht.
Es müsste also schon sehr viel Zufall im Spiel sein, dass einem genau in so einem Moment jemand die oben genannte Frage stellt und man so richtig reinen Gewissens entgegnen kann und möchte: „Jawoll, volle Kanne!“

Aber gibt es denn ein langfristiges Glücklichsein? Kann man das realistisch anstreben und beeinflussen oder passiert es einem einfach irgendwie? Steht man sich zu häufig selbst und somit auch seinem Glück im Weg?
Inwieweit ist man also seines sprichwörtlichen Glückes Schmied? Oder ist es nicht eher so, dass man eigentlich doch nur permanent dem Glücksschmied beim Schmieden zuschaut und -mit etwas Glück- aufmerksam genug ist, die Augenblicke aufzuschnappen, in denen einem Glücksmomente fertig- und bereitgestellt werden?

Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem.

Man sollte dran glauben. Man sollte offen sein fürs Glück. Man sollte alles versuchen, es festzuhalten, wenn es mal auftaucht. Es nicht in Frage stellen, es wertschätzen und nicht an seiner Existenz zweifeln. Und somit alles dafür tun, es so lang wie möglich andauern und immer und immer wieder zuzulassen. Und es bewusst zu genießen.

Schließlich kann es bereits ein großes Glück bedeuten, allein das erkannt zu haben.

Finde ich.

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